Unser Lebensraum ist ein Spiegel unserer Seele. Seine Gestaltung wirkt daher unmittelbar auf unseren seelischen Zustand zurück. So verstanden ist Geomantie im Stande tiefe seelische Initiationsprozesse in Gang zu bringen, emotionale Ungleichgewichte zu harmonisieren und spirituelle Horizonte zu eröffnen.
Unsere Arbeit ist vor allem prozessorientiert. Liebevoll werden Sie an die Wurzel scheinbar äußerer Probleme herangeführt und entdecken dadurch die heilende Lösung. Wir helfen Ihnen diese Lösung durch Raumgestalterische Eingriffe in der Materiellen Wirklichkeit zu manifestieren.
Machen auch Sie Ihren Lebensraum zu einem ORT DER KRAFT!
Hintergrund:
Die Geomantie ist eine ganzheitliche Erfahrungswissenschaft. Sie versucht die geistige, seelische und energetische Identität eines Ortes zu erfassen und diese bei Gestaltungen in Architektur, Kunst oder Landschaftsplanung zu berücksichtigen. Das Wort Geomantie setzt sich zusammen aus zwei Wortteilen: „Geo", was, wie Sie sicher wissen, „Erde" bedeutet und „Mantik". Die Mantiken waren frühe, bei den Etruskern bekannte, Schau- und Interpretationskünste; so genannte Divinationstechniken, durch welche man mittels der Deutung der Farbe und Form von Blitzen, des Vogelflugs oder auch der Eingeweideschau den Willen der Götter oder Geister erkunden wollte.
Salopp könnte man daher die Geomantie mit „Erdwahrsagung" übersetzen. Doch es ist viel mehr. Es ist eine Sprache oder vielmehr die Kunstfertigkeit der Übersetzung der Sprache der Erde. Ein chinesisches Sprichwort aus dem 2. Jh. v. Chr. sagt: „Könnten Berge und Meere sprechen, wären die Geomanten viel magerer." Berge und Meere können sprechen, nur haben die meisten Menschen verlernt zuzuhören.
„Geo" leitet sich ab von der Urgöttin Gaea oder Gaia - der Großen Mutter Erde. Geomanten waren und sind somit Menschen, die die Sprache dieser Göttin verstanden und verstehen. In einer solchen Definition tritt uns die Erde nicht als toter Himmelskörper entgegen, sondern als lebendiges Wesen. Schon im 17. Jh. beobachtete der italienische Physiker und Mathematiker Evangelista Torricelli, dass der Luftdruck in regelmäßigen Abständen zu schwanken schien. Er hatte gegen 3 Uhr morgens seinen Tiefstand, erreichte gegen 9 Uhr seinen Höchststand, um bis um 15 Uhr wieder auf den Tiefstand zu fallen.
Diese „atmosphärische Gezeiten" genannten regelmäßigen Luftdruckwellen inspirierten Goethe zu dem Vergleich mit der Ein- und Ausatmung der Erde. Und wie bei einem Menschen hebt und senkt sich der Leib der Großen Göttin: Wie Satellitenmessungen ergaben, heben und senken sich die Kontinentalplatten bis zu. 80 cm! Diese und andere Tatsachen veranlassten James Lovelock zu seiner Gaia-Hypothese: Die Erde ist ein Lebewesen!
So hat der Erdkörper Regelmechanismen, die denen der Tiere und Menschen entsprechen.
Das Temperaturgleichgewicht in unserem Innern wie im äußeren erst ermöglicht uns ein Überleben. Daneben bestehen in der Erde wie im Körper ein Säure-Base-Gleichgewicht, ein Sauerstoff-Gleichgewicht oder auch z.B. ein Salzgleichgewicht. Seit unendlichen Zeiten liegt der Salzgehalt der Meere bei 3-4 % , obwohl sich rein rechnerisch durch Erosions- und Einschwemmprozesse sowie Verdunstung alle zwölf Millionen Jahre die Konzentration verdoppeln müsste. Der wunderbare Grund dafür: Meereslebewesen entziehen dem Meer - wie auf göttliches Geheiß - exakt diese Menge! Aber auch im Leid - im Krankheitsprozess - gleichen sich Mensch und Erde: Wie Rüdiger Dahlke darlegt, leidet sowohl der Boden an einer Übersäuerung (eine Mitursache für das Baumsterben) wie auch in den letzten Jahren verstärkt die Menschen an Übersäuerung ihres Blutes leiden; und wie der Bluthochdruck zur Zivilisationskrankheit wurde, so drücken wir das Wasser durch begradigte Kanäle in immer schnellere Fließbewegungen. Wie unsere Gefäße eingekalkt und verengt sind, sind unsere Flüsse einbetoniert. Erde und Mensch entsprechen sich, wie der Mensch besitzt die Erde Körper, Seele und Geist.
Zwischen diesen Ebenen vermittelt der erkennende Mensch. Ihm kommt als schöpferisches und erkennendes Wesen eine besondere Rolle zu: Er wirkt durch seine Kreativität auch auf den Heilungsprozess der Erde ein.
Doch dazu muss zunächst gefragt sein, ob ein göttliches Wesen überhaupt der Heilung bedarf. Denn was göttlich ist, ist heilig und darum heil; ist es nicht heil, kann es nicht in letzter Konsequenz heilig sein - oder zumindest nicht das Göttliche selbst. So ist auch die Erde nur eine Emanation des göttlichen Absoluten und daher unvollkommen. Daher kann auch die Erde wie jedes Wesen erkranken. Sie macht ebenso wie der Mensch in seiner persönlichen wie kollektiven Entwicklungsgeschichte eine Evolution durch, und wie er kann auch die Erde in Krisen geraten. Ja, folgt man der Auffassung des Philosophen Schelling, ist letztendlich auch der Mensch - der die meisten Erd-Erkrankungen kausal verursacht - Teil der Natur: >Und die Natur schafft sich einen Geist, durch den sie erwacht und zu Bewusstsein kommt!< - Der Mensch als das Bewusstsein der Erde! Heilungsarbeit ist daher in erster Linie Bewusstseinsarbeit. Und so soll dieses Buch auch dazu dienen, das Bewusstsein für die Sprache der Erde und die Rolle des Menschen im Entwicklungsprozess zu wecken.
Vor einigen Jahren war im deutschen Fernsehen des öfteren ein Werbespot mit einem Slogan zu sehen, der eigentlich das Umweltbewusstsein wecken sollte: “Die Natur braucht uns nicht, aber wir brauchen die Natur!” Was für eine Weltsicht, die den Menschen ausschließlich als überflüssigen Krankheitserreger, als Aids-Erreger der Natur begreift! Die Verantwortung des Menschen ist eine viel größere: Er ist dazu aufgerufen, die Erde nicht nur zu bewahren, sondern auch zu gestalten; und indem er seinen Geist - nicht den logischen Verstand, sondern das spirituelle Bewusstsein - weiterentwickelt, arbeitet er mit an der geistigen Evolution der Natur und der Erde.
Akupunkturnadeln vergleichbar, die auf energetische Zentren des Meridiansystems gesetzt werden, platzierte der Mensch seit Urzeiten Bauwerke - Kirchen, Tempel, Kultstätten - auf genau gewählten Orten des Erdkörpers. Er kam damit in den Nutzen der verschiedensten Kräfte des Ortes und entwickelte sich und seine Kulturen seelisch, geistig und spirituell fort. Diese Bewusstseinsentwicklung floss andererseits wiederum in die Evolution der Erde ein.
Die Techniken und Absichten der Geomantie waren dabei in den verschiedensten Kulturen und Zeiten nicht immer gleich. Sie wechselten mit der Entwicklung und der Weltsicht des Menschen. Einige historische und geomantische Systeme sind uns bis heute bekannt.
Die chinesische Geomantie, Feng Shui (Wind und Wasser) genannt, entstammt im wesentlichen der geistigen Grundhaltung des Daoismus. Der Daoismus nimmt vereinfacht gesagt das Göttliche als eine mehr oder minder abstrakte Gesetzmäßigkeit wahr, als ein Kommen und Gehen der Kräfte, ein ewiges Wechselspiel des Yin und des Yang. Was das Christentum als Lohn und als Strafe betrachtet, ist dem Daoisten ein unpersönliches Werden und Vergehen. Zwei Zitate mögen dies verdeutlichen:
„Was unvollkommen ist, wird vollkommen werden,
was krumm, gerade;
was leer, voll;
wenn sich etwas löst, wird neues werden;
wo Mangel ist, wird Fülle werden;
wo Fülle ist, wird Mangel werden."
Laotse Tao Te King, Spruch 22
„Aber viele, die die Ersten sind, werden die Letzten
und die Letzten werden die Ersten sein."
Matthäus 19, 30
So gleich die Aussagen auch scheinen mögen, sie spiegeln zugleich eine diametral entgegengesetzte Weltschau. Das Göttliche, das Dao, erscheint dem Daoisten abstrakt und unpersönlich, als kosmische Gesetzmäßigkeit oder, wie Laotse es formulierte: „Das All kennt keine Liebe; es schreitet über alles hinweg, als wäre es nichts." (Laotse, 5). Der Weise erkennt dieses Gesetz und bindet sich in die Natur ein. Er sucht daher auch in der Geomantie die innewohnende kosmische Gesetzmäßigkeit der Natur zu erkennen und danach zu handeln. Anders ausgedrückt, sucht das Feng Shui die Immanenz des Göttlichen in der Natur zu finden. Die Regeln des Feng Shui spiegeln somit auch den ständigen Kräfteausgleich wider. Es wird so gestaltet, dass zu viel Yang durch Yin ausgeglichen wird und umgekehrt. In Architektur und Landschaftsgestaltung versucht man die kosmische Ur- oder Lebenskraft frei und ungehindert fließen zu lassen, damit die innewohnende Gesetzmäßigkeit ihren Lauf nehmen kann. Chinesische Geomanten orientieren sich an der Natur, an dem schlängelnden Lauf von Flüssen, an dem sanften Aufsteigen der Nebel und dem Zug der Wolken mit dem Wind - an Wind und Wasser.
In Indien dagegen wurde eine ganz andere Weltsicht vertreten. Im Hinduismus und vor allem im Buddhismus versuchte man dem Rad des Karma, dem Schicksal der ewigen Wiedergeburt, zu entfliehen. Der Mensch erhebt sich hier über die Gesetze der Natur. Mittels der Macht seines Geistes versucht er sein Schicksal selbst zu prägen und nicht, es hinzunehmen oder sich einzufügen. Dementsprechend ist auch die Zielsetzung und Methode der indischen Geomantie, Vastu Vidya, eine vollkommen andere: Ein Priester beurteilt den Ort aufgrund von Farbe, Geruch und Geschmack des Bodens, der Topografie und des Verhaltens von Tieren und Pflanzen. Danach pflügt er an einem sorgfältig von Astrologen bestimmten Zeitpunkt, nachdem er sich durch heilige Waschungen rituell gereinigt hat, eine Furche von Ost nach West. Eine Gruppe von Shudras (einer indischen Kaste) pflügt den Rest und sät verschiedene Getreidearten aus. Kaum ist das Getreide reif, tauchen erneut Priester auf. Sie führen die heiligen Kühe der Gemeinde mit sich. Die fressen das Getreide ab und weihen mit ihrem Atem den Boden. Anschließend wird ein Mandala - das Vastu Purusha - aufgezeichnet. Es markiert die Umrisse des zukünftigen Tempels. Die auf den Boden gezeichneten Linien sind fortan heilige Linien; ihre Kreuzungspunkte so göttlich, dass sie unbebaut bleiben. Weitere Daten, die in Zahlen und Proportionen verschlüsselt werden, fließen in die Architektur der Anlage selbst ein: der Planet, unter dessen Einwirkung der Tempel steht; die Himmelsrichtung, auf die er ausgerichtet wird, die Kaste des Stifters auch; sogar das gewünschte Alter, das der Tempel erreichen soll!
Alles ist in der Vastu Vidya, der indischen Geomantie, ritualisiert. Sie folgt einem durch den menschlichen Geist vorgeprägten Gesetz. Und die Linien, die man zeichnet, werden zu Energielinien. Hier wird versucht, das Göttliche in den Ort zu prägen. Eine indische Legende drückt dies wie folgt aus:
Vor langer Zeit gab es irgendetwas Existierendes, nicht definiert durch einen Namen, unbekannt in seiner Form. Es blockierte den Himmel und die Erde. Als die Götter es sahen, packten sie es und pressten es auf den Boden, mit dem Gesicht nach unten. So wie sie es zu Boden warfen, halten die Götter es. Brahma ließ es von den Göttern besetzen und nannte es Vastu Purusha.
Während also das chinesische Feng Shui die Immanenz des Göttlichen in den Gesetzen der Natur finden und danach handeln will, geht es im indischen Vastu Vidya um die geistige Prägung des Ortes, die Fixierung des Transzendenten. Zwei unterschiedliche geomantische Systeme, entstanden aus einer verschiedenen Welterfahrung und Weltbetrachtung.
Ein in Europa überliefertes geomantisches System war die Disciplina Etrusca, die Geomantie der Etrusker. Ähnlich dem Feng Shui suchte der etruskische Priester, der Augur, aus der Sprache der Natur wie auch der Richtung des Windes, dem Flug der Vögel, der Richtung und Farbe von Blitzen und schließlich der inneren Schau das Templum, die energetischen Umrisse der zukünftigen Stadt zu finden. Er suchte nach der Immanenz des Göttlichen. Hatte er das Templum gefunden, so fixierte er die heilige Mitte durch eine Grube - den Umbilicus; teilte das Land wie im indischen Vastu Vidya mit dem Lituus, seinem Krummstab, in vier Viertel und zog mit einem Pflug eine Furche („sulcus primigenius") um diesen heiligen Raum, die ihn vom profanen Raum abgrenzte. Hierin erkennen wir die Fixierung des Transzendenten wieder.
Auf diese Art war jede geomantische Technik - das Feng Shui in China, Vastu Vidya in Indien, Disciplina Etrusca in Europa oder Kuhikuipuone auf Hawaii, die Geomantie der Indianer, Aborigines, Römer, Germanen oder Christen - spezifisch an eine Weltsicht gebunden. Es gibt folglich nicht die Geomantie, sondern nur eine Fülle von Methoden, die der jeweiligen Weltsicht angepasst und aus dieser entsprungen sind. Mit jeder dieser Weltsichten und daraus abgeleiteten geomantischen Systeme trug der Mensch zur spirituellen Evolution der Erde, dem geistigen Wesen Gaia, bei, denn jedes erkennt einen anderen Aspekt des Göttlichen. Hieraus ergibt sich die Frage, wie denn die Geomantie Mitteleuropas im angehenden 21. Jahrhundert auszusehen hat.....
Buchauszug aus: Stefan Brönnle: Die Kraft des Ortes. Neue Erde Verlag